Vor einem halben Jahr endete das Klima-Coaching mit Michael Ernst, Inhaber von W&H im baden-württembergischen Neuried. Schnell hatte sich seinerzeit herauskristallisiert, dass vor allem die additive Fertigung Potenziale für das Unternehmen aus dem Bereich Werkzeugbau und Halbzeuge bietet. Die große Herausforderung bestand für den Unternehmer in der Fragestellung, wie man einen konkreten Zugang und Fahrplan für die Implementierung dieses Fertigungsverfahren im laufenden Geschäftsbetrieb ermöglicht.
In einem Expertenaustausch mit Tobias Vieten, Klima-Coach im Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital, konnten hierfür Voraussetzungen aufgezeigt und Handlungsempfehlungen für die Vorgehensweise abgeleitet werden. Doch wie ging es im Anschluss bei W&H weiter? Wie wirkten sich die Impulse des Klima-Coachings konkret auf die praktische Umsetzung aus?
Im aktuellen Gespräch mit Michael Ernst verriet uns dieser, dass die Vorbereitungen für die additive Fertigung im vollen Gange sind und die Anschaffung eines 3D-Druckers bereits eingeleitet ist. „Durch das Klima-Coaching konnten gezielte Impulse gesetzt werden, die nicht nur die interne Diskussion über die additive Fertigung angestoßen haben, sondern auch konkrete Schritte zur Implementierung dieser Technologie im Betrieb einleiten“, fügt Michael Ernst rückblickend an.
Die Entscheidung einen 3D-Drucker anzuschaffen zeigt, dass W&H bereit ist in innovative Fertigungsverfahren zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig umweltfreundlicher zu agieren. Die geplanten Versuchsreihen im Jahr 2025 sind ein wichtiger Schritt, um die Vorteile der additiven Fertigung praktisch zu erproben und zu evaluieren.
Diese proaktive Herangehensweise an die Herausforderungen der nachhaltigen und digitalen Transformation ist ein positives Beispiel für andere Unternehmen im Mittelstand. Es zeigt, dass mit der richtigen Unterstützung und einer klaren Strategie auch komplexe Themen erfolgreich angegangen werden können. Die Zusammenarbeit mit Expert:innen und die Einbindung der Mitarbeitenden sind dabei entscheidende Faktoren für den Erfolg solcher Initiativen.
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Klima.Neutral.Digital-Podcast
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Demonstrator: Digitale Fertigungsverfahren, Energiemonitoring und Energie- und Massefluss-Analyse
Das ZSW hat zum dritten Mal zur SustAInable Veranstaltungsreihe nach Stuttgart eingeladen. An zwei Tagen im November 2024 wurden in Vorträgen und Workshops Fragen rund um das Thema KI und Nachhaltigkeit geklärt.
Auch dieses Jahr waren die Inhalte des Events wieder sehr abwechslungsreich: Am ersten Tag der Veranstaltung lag der Fokus eher auf theoretischen Inhalten in Form von Vorträgen, z. B. wie man Machine Learning auf Geräten mit eingeschränkter Rechenkapazität lauffähig bekommen kann (ganz ohne Cloud-Anbindung) oder wie große Sprachmodelle genau funktionieren und über welche Punkte man sich bei deren nachhaltiger Nutzung Gedanken machen sollte.
Bei den sechs Workshops am Dienstag war der Schwerpunkt die praktische Anwendung von Wissen und wie man es z. B. nutzt, um daraus einen Mehrwert für Unternehmen zu generieren.
Ermöglicht wurde das SustAInable 24 Event auch dieses Jahr wieder durch das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital, eines der Europäischen digitalen Innovationszentren EDIH AICS und das KI-Lab für Erneuere Energien.
Wer mehr über unser Event herausfinden möchte, schaut sich unter den nachfolgenden Links die ausführlichen Programmbeschreibungen des Events an und nimmt bei Interesse gerne Kontakt mit uns auf:
Programmbeschreibung Workshops
Grüner Wasserstoff ist ein Schlüssel für eine klimaneutrale Wirtschaft. Doch noch ist die Produktion teuer und energieintensiv. In einem Projekt mit der Firma W-I-N-D Energien GmbH hat das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital untersucht, wie sich die Wasserstofferzeugung aus Windkraft und Photovoltaik mithilfe von KI-Methoden optimieren lässt. Die Ergebnisse zeigen: Durch eine clevere Kombination lässt sich grüner Wasserstoff deutlich günstiger herstellen.
Ausgangspunkt des Projekts war die Frage, wie groß ein Elektrolyseur idealerweise sein sollte und wie viel Windkraft und/oder Photovoltaik das Unternehmen noch zubauen muss, um eine möglichst optimale Gesamtrechnung zu erhalten. „Wir haben geschaut, wie groß darf so ein Elektrolyseur sein, damit man noch für vernünftiges Geld Wasserstoff produzieren kann“, erklärt Dr. Frank Sehnke vom Klima.Neutral.Digital-Partner ZSW – Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg. Er betreute das Projekt. Mithilfe eines Reinforcement Learners spielte er verschiedene Szenarien durch, um die optimale Größe des Elektrolyseurs sowie den idealen Mix aus Wind- und Photovoltaik-Anlagen (PV) zu finden.
Mehr PV für günstigeren Wasserstoff
Ein zentrales Ergebnis: „Wir haben gesehen, dass wir auf jeden Fall noch mehr PV brauchen“, so Sehnke. „Das Verhältnis von Wind zu PV war für diesen Anwendungsfall zu stark in Richtung Wind.“ Denn insgesamt wurden drei Szenarien berechnet: Elektrolyse des überschüssigen Stroms an sonnigen, windigen Tagen mit dem Status quo, mit dem geplanten Ausbauziel von W-I-N-D und mit einer Ki-optimierten Variante. Die Berechnungen zeigten, dass ein Zubau von PV-Anlagen den Wasserstoffpreis deutlich senken könnte. Konkret ergab die Optimierung einen Wert von rund 48 MW-Peak PV-Leistung.
Robuste Ergebnisse
Dabei zeigte sich aber auch, dass die Dimensionierung eine gewisse Flexibilität erlaubt. „Es macht einem nicht gleich das Geschäftsmodell kaputt, wenn man fünf Megawatt mehr oder weniger installiert“, interpretiert Sehnke die Berechnungen. Diese Robustheit der Ergebnisse ist wichtig für die praktische Umsetzung.
Einspeisung versus Wasserstoffproduktion
Die Berechnungen gingen zunächst davon aus, dass der gesamte erzeugte Strom in die Wasserstoffproduktion fließt. „Unsere Aufgabe war zu klären, welche Rahmenbedingungen so ein reines Wasserstoffsystem bieten würde“, erklärt Sehnke. In der Praxis dürfte es für W-I-N-D jedoch sinnvoller sein, den Strom zunächst bedarfsgerecht einzuspeisen und nur Überschüsse in Wasserstoff umzuwandeln. Diese Entscheidung war aber nicht Teil des Projekts.
Beitrag zur Dekarbonisierung
Trotz der aktuell noch hohen Kosten ist grüner Wasserstoff ein wichtiger Baustein für die Energiewende. „Alles, was dazu beitragen kann, dass Strom, der sonst nicht verwendet würde, weil er z.B. abgeregelt wird, zur Erzeugung von grünem Wasserstoff verwendet wird, ist eingespartes CO2“, betont Sehnke. Jedes Kilogramm grüner Wasserstoff, das einen fossilen Energieträger ersetzt, hilft dabei, die Klimaziele zu erreichen.
Übertragbarkeit auf andere Unternehmen
Das Projekt zeigt, wie Unternehmen von der Expertise von Klima.Neutral.Digital profitieren können. „Schon heute sind viele, die nicht im Energiesektor unterwegs sind, trotzdem Stromerzeuger“, so Sehnke. Ob Supermärkte mit PV-Anlagen auf dem Dach oder Industriebetriebe mit eigener Stromerzeugung – viele Unternehmen könnten durch eine intelligente Speicherung und Nutzung von Überschussstrom ihre Energiekosten senken und ihren CO2-Fußabdruck verringern.
Dabei müsse es nicht gleich ein Elektrolyseur sein, oft ist ein Batteriespeicher derzeit das Mittel der Wahl. Doch das Grundprinzip ist dasselbe: Durch eine clevere Kombination von Erzeugung, Speicherung und Verbrauch lässt sich die Energieeffizienz optimieren – und das gilt für praktisch jedes Unternehmen.
Fazit: Investition in die Zukunft
Unternehmen, die jetzt in die Digitalisierung und die Nutzung von KI investieren, verschaffen sich einen entscheidenden Vorteil. Sie können nicht nur Kosten sparen und ihren ökologischen Fußabdruck verbessern, sondern auch wertvolle Erfahrungen sammeln und sich als Vorreiter positionieren. Das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital unterstützt sie dabei mit maßgeschneiderten Lösungen und innovativen Ansätzen. Haben Sie Fragen zum Projekt oder möchten Sie selbst ein Digitalisierungsprojekt starten? Dann schreiben Sie uns!
Nach spannenden Austauschrunden zu den Handlungsfeldern Energie, Nachhaltigkeit und IT-Sicherheit finalisierten Klima-Coach Jan Kramer vom Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital und Jörg Schieritz, Inhaber von AktivioSport, am 29. Oktober einen Aktionsplan, der relevante Schritte in Richtung Klimaneutralität skizziert und zusammenfasst. Besonders hervorzuheben sind dabei die Potenziale, die zur Optimierung der Energieinfrastruktur im Fitnessstudio identifiziert und teilweise bereits mit einfachen Mitteln realisiert werden konnten. So wurde beispielweise die Anschaffung eines CO2-Sensors für die Lüftungsanlage veranlasst und eine räumliche Umpositionierung der Wärmepumpen vorgenommen, um einen energieeffizienteren Betrieb mit vorhandenen Temperaturpotenzialen der Umgebungsluft zu erwirken. Im Zuge der Nachhaltigkeit möchte AktivioSport zukünftig auch die eigenen Kundinnen und Kunden stärker für das Thema begeistern, indem passende Informationen sichtbar und motivierend aufbereitet werden.
Für Klima-Coach Jan Kramer fällt das Fazit zum Klima-Coaching sehr positiv aus: „Es ist immer wieder klasse festzustellen, dass insbesondere auch kleine Unternehmen die digitale und nachhaltige Transformation mit solchem Interesse und einer großen Entdeckerfreude begegnen.“ Auch Jörg Schieritz zeichnet zum Abschluss der Kooperation ein ähnliches Bild ab und ergänzt: „Durch die Gespräche mit den Experten konnten wir im Klima-Coaching neue Ideen für unseren persönlichen Nachhaltigkeitsweg hier bei AktivioSport entdecken. Wir sind dankbar sowohl für die konkrete Unterstützung als auch die weiterführende Orientierung durch den Aktionsplan.“
Möchten Sie ebenfalls mit unseren Klima-Coaches Ihren maßgeschneiderten Plan für ein klimafreundliches Unternehmen entwickeln? Nehmen Sie Kontakt auf!
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Der Klima.Neutral.Digital-Podcast
#22 Die Klima-Coaches von Klima.Neutral.Digital
Wir sprechen mit Kristof Werling darüber, wie die Klima-Coaches Ihr Unternehmen in 4 Schritten zum klimaneutralen Unternehmen unterstützen können. Es geht um die Wesentlichkeitsanalyse, den Aktionsplan und die Handlungsfelder, die für eine nachhaltigere, ressourcenschonende und treibhausgasreduzierte Unternehmensausrichtung betrachtet werden.
Am Freitag, 8. November fand der Smart City Sprint im AI xpress Böblingen statt. Die Veranstaltung wurde von der Stadt Böblingen in Kooperation mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital und dem AI xpress initiiert und brachte rund 25 Teilnehmende aus Stadtverwaltungen, Landkreis, städtischen und Smart-City orientierten Unternehmen und der Forschung zusammen. Ziel der Veranstaltung war es, praxisnahe und innovative Lösungen für die Herausforderungen des urbanen Raums im Kontext der Klimaveränderungen und Digitalisierung zu erarbeiten.
Nach der Begrüßung durch Böblingens Oberbürgermeister Dr. Stefan Belz setzte Dr. Jann Binder vom ZSW mit einer umfassenden Keynote wertvolle Impulse. Er stellte Konzepte und Innovationen zur Unterstützung smarter, nachhaltiger Städte durch die Energiewende vor. Der Vortrag thematisierte den Beitrag erneuerbarer Energien sowie digitaler Technologien wie Künstlicher Intelligenz zur Klimaneutralität und zu optimierten urbanen Infrastrukturen.
Im Anschluss stellte Dr.-Ing.Thomas Usländer vom Fraunhofer IOSB das Angebot der KI-Allianz Baden-Würtemberg und der KI-Challenge für Smart Cities vor.
Als Abschluss präsentierte Peter Erbacher von BDO DIGITAL anhand von Praxisbeispielen, wie durch Digitalisierung das Zählerwesen bei Stadtwerken effizienter wird, Personalkosten und –risiken, sowie den Ressourcenverbrauch senkt.
Unter methodischer Anleitung von Dr. Kathrin Steinbrink wurden in vier Arbeitsgruppen spezifische Themenfelder und Problemstellungen der „Smart City“ analysiert und Lösungsansätze entwickelt. Jede Gruppe widmete sich dabei einer eigenen Fragestellung, die auf den unterschiedlichen Bedarf und Herausforderungen der Städte und Kommunen ausgerichtet war. Der kollaborative Ansatz brachte durch den Austausch zwischen Verwaltung, Forschung und Wirtschaft wertvolle Perspektiven und Synergieeffekte, die zu kreativen und praxisorientierten Ergebnissen führten.
Ergebnisse der Arbeitsgruppen
In den Gruppen wurden vor allem Extremwetterereignisse als Herausforderungen für Städte identifiziert. Sowohl die Prävention als auch der Informationsfluss an die Bürgerinnen und Bürger stellt dabei eine zentrale Aufgabe dar.
- Warnsystem bei Starkregenereignissen
Eine Gruppe entwickelte ein Warnsystem, das lokale Starkregenereignisse in Echtzeit überwacht und die Bevölkerung frühzeitig alarmiert. Durch eine schnelle Kommunikation sollen Schäden vermindert und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger erhöht werden. - Heatmap für Innenstadtbereiche
Zur transparenten Kommunikation klimatischer Belastungen in Innenstädten wurde eine Heatmap entwickelt, die heiße Gebiete für Stadtnutzende sichtbar macht. Diese Lösung soll Bewusstsein schaffen und Stadtplanungsmaßnahmen unterstützen, um Aufenthaltsqualität und Resilienz der städtischen Räume zu steigern. - Datengenossenschaft für Kommunen
Eine weitere Gruppe erarbeitete das Konzept einer Datengenossenschaft, über die Kommunen auf die Daten des Statistischen Bundesamts zugreifen und sie gemeinsam auswerten können. Ziel ist es, z. B. die Entwicklung von Grundstückspreisen besser berechnen zu können. Dies unterstützt datenbasierte Entscheidungen und macht Entwicklungen transparenter. - Informationsplattform für Starkwetter-Prävention
Schließlich entwickelte eine Gruppe eine Informationsplattform für Bürgerinnen und Bürger, die Aufklärung und Handlungsempfehlungen zu klimabedingten Extremwetterereignissen (Hitze, Starkregen usw.) bietet. Dies soll die Bevölkerung aktiv in die Prävention einbinden und ihre Resilienz gegenüber solchen Ereignissen stärken.
Schlussfolgerung und Ausblick
Der Smart City Sprint zeigte, wie Städte und Kommunen mithilfe digitaler Technologien und datenbasierter Ansätze auf die Herausforderungen der Klimakrise reagieren können. Die entwickelten Lösungen legen den Grundstein für eine intelligent vernetzte Stadt, die ihre Bewohnerinnen und Bewohner in den Fokus stellt, die Infrastruktur verbessert und ein präventives Risikomanagement fördert.
Der Austausch zwischen Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft verdeutlichte das große Potenzial gemeinschaftlicher Ansätze und den Wert von Kooperationen. Zukünftig sollte der interdisziplinäre Dialog weiter gestärkt werden, um die entwickelten Prototypen in die Praxis zu überführen und kontinuierlich an die sich wandelnden Herausforderungen anzupassen.
Der Smart City Sprint leistete damit einen wertvollen Beitrag auf dem Weg zu zukunftsorientierten, nachhaltigen Städten und zeigte, dass innovative Lösungen in greifbare Nähe rücken können, wenn Kooperation und Austausch im Vordergrund stehen.
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Der Kongress BW verbindet Unternehmen, Wissenschaft und Politik in Baden-Württemberg, die sich auf den Austausch und die Förderung von Innovationen in den Bereichen Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Digitalisierung konzentriert. Dieses Jahr fand er am 16. und 17. Oktober 2024 in Heidelberg statt. Das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital beteiligte sich als Partner sowohl als Aussteller als auch mit einem Forum.
Am Stand erwarteten die Klima-Coaches die Besucher mit einem nachhaltigen Rat durch das Nachhaltigkeitsrad. Es entstanden viele interessante Gespräche und Kontakte für eine potentielle Zusammenarbeit. Auch drei ausgewählte Demonstratoren konnten besichtigt werden. Vor allem die interaktiven Bestandteile wurden mit großem Interesse begutachtet.
Das Forum 9 Klima.Neutral.Digital inspirierte mit praxisnahen Einblicken, wie Digitalisierung und Klimaschutz zu unternehmerischem Erfolg führen können. Unter dem Motto „Klima.Neutral.Digital – Junge Köpfe, neue Lösungen“ brachte die Veranstaltung engagierte junge Expert:innen und erfahrene Praktiker:innen zusammen, die neue Technologien und bewährte Ansätze für eine klimaneutrale Zukunft vorstellten. Die Botschaft: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch ein Hebel für wirtschaftliche Effizienz und Wachstum.
Digitalisierung und Klimaschutz als Erfolgsstrategie
Dr. Karl-Peter Fritz von der Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung e.V. und Natalja Kleiner vom FZI Forschungszentrum Informatik, stellten zunächst das Angebot für Unternehmen durch Klima.Neutral.Digital sowie die Klima-Coaches vor.
Unternehmen haben durch digitale Transformation die Möglichkeit, ihre Ressourceneffizienz zu steigern, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Energiekosten zu senken und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Paneldiskussion: Junge Köpfe, neue Lösungen: Raus aus der wiederholten theoretischen Analyse – hin zum konkreten Doing.
Unter der Moderation von Kathleen Klement, Vorstandsreferentin beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V., entfaltete sich eine Panel-Diskussion, in der die Teilnehmenden ihre Konzepte aufzeigten, wie Digitalisierung Unternehmen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen kann. Jessica Hofmann vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), Jan Kramer vom FZI Forschungszentrum Informatik, Katrin Kreidel, Gründerin und CEO der Hydrop systems GmbH und Florian Kopp, Gründer der Celekohr GmbH, brachten ihre vielfältigen Erfahrungen und innovativen Ansätze ein.
Die Diskussion beleuchtete praxisnah, wie digitale Technologien – von intelligentem Wassermonitoring bis zu 3D-Architekturmodellen für Energieberater – gezielt zur Reduktion von CO₂-Emissionen und zur Ressourceneffizienz eingesetzt werden können. Die Expert:Innen tauschten sich darüber aus, welche Herausforderungen und Chancen mit der Einführung digitaler Lösungen verbunden sind und gaben Einblicke, wie Unternehmen jeder Größe von maßgeschneiderten digitalen Strategien profitieren können.
Demonstratoren: Klimaneutrale Digitalisierung hautnah erleben
Ein weiterer Programmpunkt des Forums waren die Demonstratoren von Klima.Neutral.Digital, die Unternehmen innovative Lösungen zum Anfassen boten. Diese praxisnahen Modelle veranschaulichen, wie Klimaschutz und Effizienzsteigerung in verschiedenen Unternehmensbereichen umgesetzt werden können:
- Digitale Produktionsverfahren: Durch eine MFCA (Material Flow Cost Analysis) wird in digitalen Produktionsverfahren der Ressourceneinsatz von Energie und Material optimiert.
- Interaktive virtuelle Umgebung für energieflexible Fertigung: In einer Virtual-Reality-Anwendung planen Nutzer:innen ein energieflexibles Produktionsumfeld, unterstützt von einem KI-Agenten, um Stromkosten zu senken und erneuerbare Energien zu maximieren. Die Ergebnisse werden anschließend mit einem Reinforcement-Learning-Algorithmus verglichen und zeigen das Potenzial digitaler Tools zur Ressourceneffizienz.
- Optimierung der Energieflüsse in Büro- und Industriegebäuden: Anhand eines modellierten Büro-Industrie-Komplexes konnten die Teilnehmenden sehen, wie smarte Sensorik und Datenanalysen den Energieverbrauch eines Gebäudes dynamisch steuern und somit deutliche Einsparungen ermöglichen.
Digitalisierung als entscheidender Hebel für die Zukunft
Das Forum 9 hat gezeigt, dass nachhaltige Digitalisierung mehr ist als eine technische Notwendigkeit – sie ist ein strategischer Vorteil. Die vorgestellten Demonstratoren machten deutlich, wie Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck verringern und gleichzeitig die Kostenstruktur verbessern können. Nutzen auch Sie das Wissen und die Angebote von Klima.Neutral.Digital, um den Wandel zur Klimaneutralität aktiv anzugehen und von den Möglichkeiten der digitalen Transformation zu profitieren!
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Freiburgs neue Plattform für nachhaltige Innovationen startet mit großem Erfolg
Am 12. September 2024 fand in Freiburg der Sustainability Circle 2024 statt, eine Veranstaltung, die sich auf die Synergien von Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft fokussierte. Rund 80 Teilnehmende vor Ort sowie mehrere online zugeschaltete Personen folgten der Einladung, konkrete Lösungen und innovative Ansätze für den Mittelstand kennenzulernen und miteinander zu diskutieren.
Mittelstand als Motor
In seiner Begrüßung betonte Kiran Ramakrishnan, Geschäftsführer von microTEC Südwest e.V. und Hauptveranstalter des Sustainability Circle: „Der Mittelstand ist seit jeher der Motor des Wachstums und Innovationsführer in unserer Region. Beim Sustainability Circle 2024 ging es darum, diese Stärke zu nutzen und die drei großen Trends unserer Zeit in die Praxis umzusetzen. Denn ich bin davon überzeugt, dass die KMU bei den Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft eine Schlüsselrolle innehaben“.
Auf die Ziele und Angebote der mitveranstaltenden Projekte Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital und Smart Circuit gingen die jeweiligen Projektleitungen, Dr. Kerstin Gläser von Hahn-Schickard sowie Agnieszka Włodarczyk Gębik vom Krakow Technology Park ein. Sie führten aus, wie mittelständische Unternehmen von den Initiativen unterstützt werden. Beide Projekte bilden derzeit Experten und Expertinnen aus, die mit dem Fachwissen aus Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft praktische Ansatzpunkte in den Unternehmen aufzeigen. Bei Mittelstand-Digital sind das die Klima-Coaches, bei Smart Circuit die Circular Value Translation Engineers.
Einen Überblick in die Nachhaltigkeitsberichterstattung gab Michael Gutowski, wobei er unterstrich, dass ESG drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche adressiert: Environmental (Umwelt), Social (Soziales) sowie Governance (Unternehmensführung). Gutowski ermutigte die Teilnehmenden, die vielfältigen Chancen der ESG zu ergreifen sowie ESG in die Geschäftsstrategie zu integrieren und dies auch effektiv zu kommunizieren, um von verbesserter Reputation, erhöhten Absatzchancen, Kosteneinsparungen, gesteigerter Effizienz und erhöhter Attraktivität für Mitarbeitende zu profitieren. Mit dem prägnanten Fazit „ESG is here to stay“ schloss er seinen Beitrag.
Praxisnahe Erfolgsgeschichten
Unternehmen aus der Region und Europa präsentierten ihre erfolgreichen nachhaltigen Projekte, die zeigen, wie Innovationen effektiv umgesetzt werden können. Im Austausch mit den Vortragenden konnten die Teilnehmenden dabei Einblicke in die neuesten Entwicklungen aus den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie deren praktische Anwendungen kennenlernen.
Besonders anschaulich waren die Darstellungen von Lars Schoch, dessen Unternehmen Schoch Edelstahl als typischer Mittelständler seit 1964 für die Zerspanung steht und der intensiv mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital zusammenarbeitet. Hierbei hat er nicht nur den Ablauf, sondern auch die Sicht und die Überlegungen eines Geschäftsführers auf dem Weg in die digitale und nachhaltige Transformation mit den Herausforderungen und Chancen eines KMU aufgezeigt.
Sich neben den täglichen Aufgaben und bildlichen Bränden, die es zu löschen gilt, immer wieder Zeit nehmen, um das Unternehmen auch für die Zukunft betriebsfähig aufzustellen, ist eine Herausforderung und gleichzeitig unumgänglich. Unternehmen müssen agil und innovativ sein, um nicht an turbulenten Zeiten zu scheitern oder disruptiven Technologien zum Opfer zu fallen. Dazu holt Schoch sich immer wieder Inspiration von sehr unterschiedlichen Seiten und arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen.
Es ist nicht immer notwendig, direkt das ganze Unternehmen auf den Kopf zu stellen. Oftmals ist ein guter erster Schritt, digitale Lösungen in der Produktion zu ergänzen und auf diese Weise das Unternehmen Stück für Stück zukunftsfähig zu halten. Dabei bedarf es sowohl den Rückhalt als auch den Antrieb aus der Führung.
Erfahrungen zur Digitalisierung von Fertigung und von Produkten, und wie dadurch Ressourcen geschont werden können, teilte Tobias Vieten von Hahn-Schickard. Er erläuterte das Prinzip der digitalen Fertigung plakativ mit „Datei rein, Produkt raus“ und verwies auf Laserschneiden, Roboter, Digitaldruck und additive Fertigung als Beispiele für digitale Verfahren. Neben der Vermeidung von Emissionen ergibt sich außerdem eine Ressourcenersparnis: zum einen aus dem Verzicht auf formgebende Werkzeuge und zum anderen durch die Möglichkeit, nach Bedarf zu produzieren.
Einen weiteren Beitrag liefert die dezentralisierte Fertigung, durch die Werkzeuge, Material und Produkte nicht über weite Strecken transportiert werden müssen. Durch diese Fertigungsarten können sowohl Ressourcen geschont als auch Emissionen verringert werden. Am Beispiel der additiven Fertigung zeigte Vieten auf, dass Abfälle reduziert, topologie-optimierte Bauteile gefertigt sowie integrierte Mehrkomponentenlösungen realisiert werden können. Aus der Praxis als Klima-Coach bei Klima.Neutral.Digital stellte er abschließend zwei Anwendungsbeispiele vor, wie KMU das Angebot von Klima.Neutral.Digital nutzen, um Produkte digitaler zu machen.
Dennis Huschenhöfer vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BW adressierte das Thema Elektromobilität und erläuterte, wie das Lastmanagement für Elektrofahrzeugflotten mittels Prognosen optimiert werden kann. Am Beispiel der Firma Eltroplan zeigte sich, dass die Steigerung des lokal genutzten Stroms der Ladeinfrastruktur durch eine eigenverbrauchsoptimierte Ladestrategie möglich ist. Darüber hinaus können, basierend auf dem gewählten Szenario, die Ladekosten um bis zu 7,7 Cent pro geladener Kilowattstunde gesenkt werden.
Kreislaufwirtschaft: Herausforderungen und Lösungen der Textilindustrie
Die Herausforderungen, denen sich die Textilwirtschaft stellen muss, offenbarten drei Vorträge aus Deutschland, Österreich und Italien. Dr. Thomas Fischer von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung ging auf die so genannten R-Strategien als Rahmen für die Kreislaufwirtschaft ein, die im Rahmen des öffentlich geförderten Projekts CircIE für die Nutzung in kleinen und mittleren Unternehmen evaluiert werden.
Er gab mehrere Praxisbeispiele, auf welche Strategien Unternehmen abhängig von ihren Produkten zurückgreifen. „Reduce“, „Refuse“, „Recycle“, „Reuse“ waren die häufigsten Ansatzpunkte; im Kontext von Textilmaschinen spielen auch „Repair“, „Refurbish“ und „Resale“ eine Rolle. Fischer stellte darüber hinaus das europäische Projekt Herewear vor, das sich mit vernetzten Mikrofabriken für eine lokale Fertigung von nachhaltigen Produkten auf bio-basieren Materialien und Abfällen beschäftigt.
Abschließend führte er beispielhaft aus, wie der CO2-Fußabdruck von Produkten ermittelt werden kann. Im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Smarte Kreisläufe können mittelständische Unternehmen über DITF im Bereich Textil unterstützt werden.
Zwei Hüte repräsentierte Günter Grabher aus Österreich, der als Hersteller von technischen Textilien die Sicht des Mittelstands kennt und gleichzeitig als Netzwerker der Smart Textiles Plattform Austria sehr übergreifend die Belange der Industrie und Forschung vertritt. Ausgehend von zentralen Maßnahmen für nachhaltige und kreislauffähige Textilien ging Grabher auf den digitalen Produktpass ein, in dem Daten über Materialzusammensetzung und Qualität sowie Informationen zu Rohstoffen, Produktion und Produkt, aber auch zu Reparatur und Ersatzteilen erfasst sind.
Grundsätzlich sieht er große Herausforderungen auf die Industrie insgesamt, aber auch die Textilindustrie zukommen, die ihre Produkte nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip als idealen Kreislauf entwickeln möchten. Exemplarisch zeigte Grabher auf, wie solche Konzepte sowohl in Konsumerprodukten als auch in Dienstleistungsprodukten mittels digitaler Technologien umgesetzt werden können.
Federico Naidi von STAM aus Italien stellte in seinem Vortrag die Entwicklung und Integration von Technologien zur nachhaltigen Transformation der Textilindustrie im Rahmen des Cisutac-Projektes vor. Untersucht wurden Mensch-Roboter-Kollaboration, automatisierte Reparaturstationen, erweiterte und gemischte Realität (augmented, mixed reality) sowie Module für künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen.
Am Beispiel der Reparatur von Reißverschlüssen zeigte er den Einsatz verschiedener digitaler Technologien wie die Bilderkennung oder die benutzerfreundliche digitale Schnittstelle auf. Aus den Nachhaltigkeitsstrategien sind nach Erhebungen in der Textilindustrie die Themen Wiederverwendung (Reuse) und Recycling die präferierten Ansatzpunkte. Im Projekt Cisutec wurde erhoben, dass etwa 50 % der Kleidung gesammelt und davon nur ein Prozent recycelt wird. Die Verbesserungen, die im Rahmen des Projekts erzielt werden konnten, waren die Beschleunigung des Recyclings von Material von 10 auf 300 Kilogramm pro Stunde. Die Reparatur von Reißverschlüssen vom Vermessen übers Schneiden bis zum Auslösen konnte mittels Digitalisierung von bisher 20 bis 60 Minuten auf 10 Minuten reduziert werden.
Austausch und Vernetzung im World Café
Ein intensiver Austausch fand in der Ausstellung und in den Netzwerkpausen, aber vor allem im Rahmen des World Cafés statt, bei dem sich die Teilnehmenden an verschiedenen Stationen anhand von Leitfragen zu den Themen Nachhaltigkeit, Produktion, Künstliche Intelligenz, IT-Sicherheit und Energie austauschen konnten. Das Angebot wurde intensiv genutzt und brachte die Teilnehmenden aus den unterschiedlichen Organisationen – Mittelstand, Großindustrie, Kammern, Netzwerken, Forschung – in rege Diskussion.
Eine klimaneutrale Produktion, so das Fazit an einer Station, bedingt Prozessinnovationen z. B. im Zementwerk, intelligente Lösungen für Strom und Wärme wie Ökostrom oder erneuerbare Selbsterzeugung und ein Ökodesign der Produkte. Ein Resümee der Gespräche zum Thema Energie: Wer nachhaltig Energiekosten senken möchte, sollte regional fertigen und Prozesse überarbeiten. Warum der Mittelstand jetzt eine Nachhaltigkeitsstrategie beginnen sollte, beantwortete die Gruppe mit vielen eigenen Fragen und dem Fazit, dass Veränderungen Zeit brauchen und einen Antreiber im Unternehmen oder in der Branche benötigt.
Die Verbindung von IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit wurde als vergleichbar mit denen in anderen Industrien bewertet. Wie Künstliche Intelligenz auf nachhaltige Geschäftsprozesse wirkt, wurde an einer weiteren Station diskutiert. Als große Herausforderung für den Mittelstand wurde die Verfügbarkeit von Daten in ausreichender Quantität und Qualität identifiziert. Verschiedene Prozesse nutzen Künstliche Intelligenz wie vorausschauende Wartung, digitale Zwillinge, Computervision, Prozessoptimierung oder Innovationsmanagement.
Für Kreislaufwirtschaft braucht es ein Zusammenspiel von allen
In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten mit unterschiedlichen Perspektiven Marc Augstein von velixX, einem Lösungsanbieter für die Medizintechnik mit zehn Mitarbeitenden; Emmanuel Beule als Repräsentant der Industrie und Politik bei der IHK; Günter Grabher, Textil-Unternehmer der Grabher Group und Netzwerker der Smart Textiles Plattform Austria, Jan Kramer vom Forschungszentrum Informatik mit dem Blick der Forschung und des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital sowie Alexander Numrich, der bei der österreichischen Gesellschaft für Mess-, Automatisierungs- und Robotertechnik die Interessen der Mitglieder vertritt.
Dabei wurde die Komplexität thematisiert, die mit der Herstellung von Kreisläufen einher gehen. Die notwendigen Verhaltensänderungen und die erforderliche Kultur in Organisationen wurden angesprochen, aber auch der Zugang zu finanziellen Mitteln. Einig war sich der Kreis, dass Unterstützungsmaßnahmen und finanzielle Anreizsysteme vorhanden sind und doch der Zugang transparenter sein könnte. Auch das Zusammenbringen von unterschiedlichen Akteuren, um die Ergebnisse und Bedürfnisse in der Entwicklungskette besser aufeinander abzustimmen, erhöht nach Meinung des gesamten Kreises die Effizienz der Bemühungen jeden einzelnen. Gemeinsamer Tenor und gleichzeitig Appell der Diskussion war, dass alle Themen rund um die Nachhaltigkeit Führungsverantwortung erfordern und somit zentraler Teil der Unternehmensstrategie sein sollten.
„Der Sustainability Circle 2024 bot eine in dieser Form einzigartige Plattform für den Austausch und die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien im Mittelstand. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den Teilnehmenden an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten“, schloss Kiran Ramakrishnan die Veranstaltung.
Alle Fotos: © Johannes Meger Photography
Unternehmen treibt kontinuierlich die Frage um, wie ein Mehrwert für die Kunden generiert werden kann. Durch das Einbinden von digitalen Technologien erhalten auch mittelständische Bekleidungshersteller die Möglichkeit ihre Geschäftsmodelle komplett zu erneuern bzw. zu ergänzen, z. B. durch eine Website zum reinen Online-Verkauf der Produkte oder das Eingliedern in eine Supply Chain, in der Daten digital ausgetauscht werden.
Das trifft auch auf die Lahrer Kleiderfabrik mit ihrer Marke Bonacelli zu. In den Geschäftsräumen des Unternehmens können Kunden in gemütlicher Atmosphäre in Ruhe hochwertige Herrenbekleidung für besondere Anlässe einkaufen. Dabei wird viel Wert auf die persönliche Stilberatung gelegt und zudem ein Reinigungs- sowie Änderungsservice für einwandfreie und optimal sitzende Bekleidung angeboten. Das Unternehmen möchte in Zukunft bestehende und potenzielle Kunden noch besser erreichen und die Produktion an die sich ändernden Kundenanforderungen anpassen.
In einem gemeinsamen Projekt unterstützen die Mittelstand-Digital Zentren Smarte Kreisläufe und Klima.Neutral.Digital das Unternehmen, ein digitales Geschäftsmodell zu konzipieren.
Dazu wird das bisherige Geschäftsmodell in Rahmen von Workshops genauer unter die Lupe genommen und detailliert erarbeitet. Die Projektpartner bedienen sich dabei des Business Models Canvas von Osterwalder, mit dem Geschäftsmodelle visualisiert und strukturiert werden können. Anhand des Rahmens stellt das Projektteam die verschiedenen Bausteine des Geschäftsmodells auf. Im Zentrum steht das Werteversprechen, also der Mehrwert für den Kunden. Dann der Kunde selber und die Fragen, wie gelangt das Produkt zum Kunden, wie wird mit dem Kunden kommuniziert. Zusätzlich sind noch zu betrachten die Schlüsselressourcen, die notwendigen Partner und benötigten Kompetenzen. Schließlich sind Fragen nach den Aufwänden und den gewünschten Erlösen zu klären.
Gemeinsam mit dem Unternehmen wird geprüft, wo das bisherige Geschäftsmodell durch digitale Technologien sinnvoll komplettiert werden kann. Die Bonacelli Moda GmbH möchte insbesondere die Kundengewinnung und -bindung durch den Einsatz von Social Media steigern. Zudem sollen die Daten von der Konfiguration bis zur Produktion künftig durch einen digitalen Austausch flexibler und schneller zur Verfügung stehen.
Mit den angestrebten Lösungen können nicht nur Bekleidungshersteller, sondern auch Produzenten von Schuhen und Taschen sowie von Produkten für die textile Ausstattung von Gebäuden ihre Geschäftsmodelle digitaler aufstellen. Der digitale Datenaustausch erhöht die Transparenz in der Wertschöpfungskette. Auswirkungen von Anpassungen im Produktionsprozess sind schnell sichtbar und auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit überprüfbar.
Möchten Sie Ihr Geschäftsmodell ebenfalls auf den Prüfstand stellen? Unsere Experten unterstützen Sie gern und stehen Ihnen zur Seite bei der Auswahl und der Integration von passenden digitalen Technologien.
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Der Klima.Neutral.Digital-Podcast
#13 Digitale Geschäftsmodelle
Wie können sich digitale Geschäftsmodelle auf die Klimabilanz auswirken? Wir sprechen mit Dr. Marcus Winkler von den DITF über digitale Zwillinge, Avatare in Produktion und Präsentation und was ein Babybody damit zu tun hat.
Strom umweltfreundlicher und günstiger zu beziehen, stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen – besonders in dicht bebauten Innenstadtlagen. Wie lässt sich eine Photovoltaikanlage realisieren, wenn man nur Mieter ist? Zu dieser Frage hat das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital für ein Stuttgarter Unternehmen Lösungsmöglichkeiten untersucht.
„Gerade bei der Energieversorgung ist es entscheidend zu wissen, wer die Energie bezieht und an wen sie weitergegeben wird“, erklärt Projektleiter Dennis Huschenhöfer vom Klima.Neutral.Digital-Partner Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Mit dem Wunsch nach Unterstützung bei der Transformation hatte sich eine Stuttgarter Druckerei an Klima.Neutral.Digital gewandt. Um einen umfassenden Status quo zu ermitteln, fragte das Klima.Neutral.Digital-Projektteam die Energiedaten zunächst systematisch beim Unternehmen ab. Bei der Druckerei optiplan GmbH zeigte sich schnell: Die Wärmeversorgung ist bereits gut gelöst mit Fernwärme, aber beim Strom gäbe es Potenzial für Photovoltaik. Doch das Unternehmen ist nicht Eigentümer der Gebäude.
Komplexe Dachstrukturen erfordern eine präzise Simulation
Deshalb untersuchte das Team im zweiten Schritt das Photovoltaik-Potenzial des Stuttgarter Firmensitzes. Dieser besteht aus mehreren Gebäuden mit verschiedenen Vermietern. Zur Berechnung setzte die Gruppe spezielle Auslegungstools ein, die deutlich präziser sind als einfache Solarkataster. „Für größere Gebäude oder im städtischen Bereich mit vielen Verschattungen und komplexen Dachstrukturen braucht es eine detailliertere Planung“, betont Huschenhöfer. Unter anderem mussten die Dachfenster der klassischen Altbauten in Stuttgart-West herausgerechnet werden. Ein Dach schied wegen übermäßiger Verschattung und zu geringer Dachlast aus.
Die Analyse ergab: Auf den Dächern lassen sich PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 50 kWp realisieren. Diese könnten jährlich etwa 40 bis 45 MWh Strom erzeugen. Damit hatte optiplan eine verlässliche Grundlage, um Photovoltaik konkret zu planen.
Verschiedene Betreibermodelle im Vergleich
Um dem Mittelständler Argumente für Verhandlungen mit den Vermietern an die Hand zu geben, untersuchte das Klima.Neutral.Digital-Team zwei mögliche Betreibermodelle und verglichen deren Wirtschaftlichkeit:
- Der Gebäudeeigentümer investiert und betreibt die Anlage, der Mieter kauft den Strom.
- Das Unternehmen investiert selbst und mietet das Dach.
Auch rechtliche Aspekte wurden beleuchtet. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Mieterstrommodelle wurden zuletzt vereinfacht“, erklärt der Experte. Zudem gibt es Dienstleister, die die Abrechnung übernehmen.
Ziel war es, dem Unternehmen verschiedene Varianten inklusive detaillierter Berechnungen darzulegen. Auf dieser Grundlage kann der Mittelständler in Verhandlungen mit seinen Vermietern treten.
Fazit: Maßgeschneiderte Lösungen für den Mittelstand
Das Projekt zeigt exemplarisch, wie kleine und mittlere Unternehmen von der Expertise des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital profitieren. Durch die ganzheitliche Betrachtung und maßgeschneiderte Lösungsansätze lassen sich auch in komplexen Situationen Wege zur nachhaltigen Energieversorgung finden.
Haben Sie Fragen zum Projekt oder möchten Sie selbst ein Digitalisierungsprojekt starten? Dann schreiben Sie uns!
Der Klima.Neutral.Digital-Podcast
#23 Nachhaltige Nutzung versiegelter Flächen
Bebaute Flächen sind für Flüssigkeits- und Gasaustausch versiegelt. Als Grundfläche für Photovoltaikanlagen (PV) sind sie jedoch bestens geeignet und geben den ökologisch „verlorenen“ Flächen einen nachhaltigen Nutzen. Wir sprechen mit Felix Gerhardt darüber, wie Photovoltaik auf Parkplätzen zur Vermeidung von Hitzeinseln beiträgt und die Stromversorgung dezentralisiert.
Der Klima.Neutral.Digital-Blog
Nachhaltiger wirtschaften durch den Einsatz erneuerbarer Energien
In einer Zeit, in der der Klimawandel immer spürbarer wird und die Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle in der Unternehmensführung spielt, stehen auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor der Herausforderung, nachhaltige Lösungen zu finden, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile bieten. Der Umstieg auf erneuerbare Energien spielt eine zentrale Rolle, um diese Anforderung zu erfüllen.
In diesem Text erfahren Sie, wie sich das Energiesystem ändert und welche Optionen und Chancen sich daraus für Unternehmen ergeben.
Zusammen mit dem Beratungsunternehmen be-lean und dem Ingenieurbüro Philippeit hat das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital einen wegweisenden Leitfaden entwickelt, um Scope-3-Emissionen zu bewerten und zu reduzieren. Das praxisnahe Werkzeug unterstützt ab sofort kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) dabei, ihre indirekten CO2-Emissionen in der Lieferkette zu erfassen und zu optimieren.
Ausgangspunkt war die Idee der beiden Unternehmen zu einem Fragebogen. Mit diesem sollten Mittelständler ihre Scope-3-Emissionen ermitteln können. Um das Vorgehen zu optimieren, wandten sie sich an das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital. Das Projektteam vom Klima.Neutral.Digital-Partner FZI Forschungszentrum Informatik erarbeitete systematisch Bewertungskriterien und validierte den Fragebogen in einem mehrstufigen Prozess.
Vom Fragebogen zum Leitfaden
Im Laufe des Projekts entwickelte sich der Fragebogen zu einem umfassenden Leitfaden. „Es geht nicht darum, Unternehmen zu bewerten, sondern ihnen ein Werkzeug an die Hand zu geben, um mit ihren Lieferanten ins Gespräch zu kommen“, erklärt Projektleiterin Jana Deckers vom FZI Forschungszentrum Informatik „Wir haben bewusst auf eine starre Punktebewertung verzichtet.“ Denn der Leitfaden soll als Kommunikations- und Einstiegshilfe dienen, um Scope 3-Emissionen in der Lieferkette zu adressieren.
Der Leitfaden gliedert sich in vier Hauptbereiche:
- Management-Systeme
- Selbsteinschätzung zur Unternehmensleistung hinsichtlich Klimaschutz
- Produktentwicklung
- Lieferantenauswahl bei der Beschaffung
„Diese Struktur ermöglicht es Unternehmen, systematisch alle relevanten Aspekte der Scope 3-Emissionen zu betrachten“, so Deckers. Jeder Bereich enthält spezifische Fragen und Kriterien, die auf Basis aktueller Standards und Best Practices entwickelt wurden.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Der Leitfaden wurde so konzipiert, dass er für Unternehmen verschiedener Größen und Branchen anwendbar ist. Ob ein Unternehmen gerade erst anfängt, sich mit dem Thema Scope-3-Emissionen zu beschäftigen, oder schon fortgeschritten ist – der Leitfaden bietet für jedes Level relevante Ansatzpunkte.
Mit Blick auf die kommende Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gewinnt das Thema Scope 3-Emissionen zusätzlich an Bedeutung. So hilft der Leitfaden Mittelständlern, sich frühzeitig mit den Anforderungen auseinanderzusetzen und proaktiv zu handeln, auch, um den Berichtspflichten nachzukommen.
Verfügbarkeit und Anwendung
Der Leitfaden steht als PDF-Dokument zum kostenfreien Download bereit. „Wir haben uns aus Gründen der Einfachheit für das PDF-Format entschieden“, sagt Deckers. So könne das Unternehmen die Ergebnisse bei sich behalten und einfach abspeichern. Bei einem Online-Fragebogen hätten sich zusätzliche Fragen nach der Speicherung und dem Datenschutz gestellt, die man so vermeidet.
Mehrwert für Unternehmen
Den Leitfaden anzuwenden, bietet Unternehmen mehrere Vorteile:
- Systematische Erfassung von Scope 3-Emissionen
- Gesprächsgrundlage und bessere Kommunikation mit Lieferanten
- Entscheidungshilfe bei der Auswahl von Zulieferern und Produkten
- Identifikation von Optimierungspotenzialen in der Lieferkette
- Unterstützung bei der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch nachhaltiges Handeln
Interessierte Unternehmen sind eingeladen, den Leitfaden zu nutzen und ihre Erfahrungen mit dem Klima.Neutral.Digital-Team zu teilen.
Methodisches Know-how kombiniert mit fachlicher Expertise
Mit dem entwickelten Leitfaden zur Reduzierung von Scope 3-Emissionen steht kleinen und mittelständischen Unternehmen nun ein wertvolles Werkzeug zur Verfügung, um ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie die Zusammenarbeit zwischen engagierten Unternehmen und dem Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital innovative Lösungen für drängende Herausforderungen hervorbringt. „Es war eine beidseitig tolle Zusammenarbeit, von der alle Beteiligten profitiert haben“, resümiert Deckers. „Unsere Herangehensweise lässt sich auf viele Bereiche übertragen. Ob es um Nachhaltigkeit, KI oder andere Themen geht – wir kombinieren methodisches Know-how mit fachlicher Expertise, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.“
Haben Sie Fragen zum Projekt, möchten Sie ein eigenes Digitalisierungsprojekt starten oder mit den Klima-Coaches des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital Aktionspläne erarbeiten?