Flexibilität clever nutzen mit Lastmanagement
Erneuerbare Energien sind wetterabhängig. Wer auf der Verbraucherseite flexibel ist, kann diese Schwankungen in der Stromerzeugung zum eigenen Vorteil nutzen. Lastmanagement ist hier das Stichwort: Durch gezielte Steuerung von Verbrauchern können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Kosten reduzieren oder sogar Einnahmen generieren.
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Ein Paradebeispiel ist, den Eigenverbrauch von Photovoltaik-Strom zu maximieren. Wann immer die eigene PV-Anlage Überschüsse produziert, sollte man schauen, ob sich Lasten in diese Zeiten verschieben lassen, empfiehlt Tobias Riedel, stellvertretender Abteilungsleiter im Bereich Intelligent Systems and Production Engineering beim Klima.Neutral.Digital-Partner Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe. Das können Elektroautos von Mitarbeitenden sein, die auf dem Firmenparkplatz laden. Statt alle Fahrzeuge morgens mit Strom aus dem Netz voll zu laden und den Solarstrom mittags für eine geringe Vergütung einzuspeisen, verteilt man die Ladevorgänge intelligent über den Tag. Auch Wärmepumpen und Speicher eignen sich hervorragend für ein solches Lastmanagement.
Kosten reduzieren durch netzorientierte Steuerung
Ein weiterer Anwendungsfall ist die netzorientierte Steuerung nach Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes. Dabei gestattet man dem Netzbetreiber, im Notfall die Leistung von steuerbaren Verbrauchern wie Ladestationen, Wärmepumpen oder Speichern zu reduzieren, um das Netz stabil zu halten. Dies bekommt man mit einer pauschalen Netzentgeltreduktion von 60 Prozent oder einem Pauschalbetrag vergütet. Pro Jahr sind so 150 bis 200 Euro Ersparnis drin, so Riedel. Und zwar, ohne dass man Komforteinbußen hat, da die Netzbetreiber bislang nicht aktiv steuern.
Auch dynamische Stromtarife, die sich an der Börse orientieren, werden in Zukunft eine größere Rolle spielen. Dafür benötigt man einen Smart-Meter. Durch geschicktes Steuern der Ladevorgänge und anderer flexibilisierbarer Verbrauche, können KMU Kosten einsparen. Das gilt besonders für Unternehmen, die keine eigene PV-Anlage betreiben oder Verbraucher, die von Solarstrom wenig profitieren, wie Wärmepumpen, die vor allem im Winter laufen.
Wer Regelenergie anbietet, kann damit Geld verdienen
Wer es einen Schritt weiter gehen will, kann sogar als Anbieter von Regelenergie auftreten und damit Geld verdienen, beschreibt Riedel. Dazu müssen Anlagen wie Blockheizkraftwerke, Kühlhäuser oder Ladesäulen ihre Leistung für einen gewissen Zeitraum hoch- oder herunterfahren können. „Das geht allerdings nicht in Eigenregie, sondern nur über spezielle Dienstleister, sogenannte Aggregatoren. Diese bündeln viele kleine Anlagen, bis sie am Regelenergiemarkt die erforderliche Mindestleistung von einem Megawatt erreichen.“ Über eine Steuerbox des Aggregators lässt sich die Anlage dann innerhalb der vereinbarten Grenzen fernsteuern. Bisher sind in diesem Geschäft vor allem Kraftwerke aktiv – doch auch mit Demand-Side-Management lässt sich Regelleistung bereitstellen, betont der Experte.
Potenziale zur Flexibilisierung schlummern in praktisch jedem Unternehmen
Generell gilt: „Wer sich vorstellen kann, Verbrauchsanlagen zu flexibilisieren, sollte das Thema Lastmanagement auf dem Schirm haben“, sagt Riedel. Sei es, um den Strombezug zu optimieren oder um neue Erlösquellen zu erschließen. Auch die Strombeschaffung sollte man betrachten. Wer dauerhaft einen hohen, unflexiblen Strombedarf hat, sollte vor allem schauen, wie er diesen möglichst günstig und nachhaltig decken kann.
Gute Ansatzpunkte für Lastmanagement finden sich in praktisch jedem Unternehmen: Ob Heizung, Lüftung, Klimatisierung, Ladeinfrastruktur oder Speicher – fast überall schlummern Potenziale. Selbst Notstromaggregate lassen sich netzdienlich einsetzen, indem man ohnehin nötige Testläufe in Zeiten verlegt, in denen das Stromnetz gerade Bedarf hat – und sich dies vergüten lässt. Das Team von Klima.Neutral.Digital unterstützt kleinere und mittlere Unternehmen dabei, diese Potenziale zu finden und zu nutzen. Nehmen Sie jetzt Kontakt auf!