Photovoltaik im Stadtgebiet: Komplexe Mietstrukturen meistern 

Symbolbild: Photovoltaikanlage auf einem Dach
Symbolbild: Photovoltaikanlage auf einem Dach

Strom umweltfreundlicher und günstiger zu beziehen, stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen – besonders in dicht bebauten Innenstadtlagen. Wie lässt sich eine Photovoltaikanlage realisieren, wenn man nur Mieter ist? Zu dieser Frage hat das Mittelstand-Digital Zentrum Klima.Neutral.Digital für ein Stuttgarter Unternehmen Lösungsmöglichkeiten untersucht. 

„Gerade bei der Energieversorgung ist es entscheidend zu wissen, wer die Energie bezieht und an wen sie weitergegeben wird”, erklärt Projektleiter Dennis Huschenhöfer vom Klima.Neutral.Digital-Partner Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Mit dem Wunsch nach Unterstützung bei der Transformation hatte sich eine Stuttgarter Druckerei an Klima.Neutral.Digital gewandt. Um einen umfassenden Status quo zu ermitteln, fragte das Klima.Neutral.Digital-Projektteam die Energiedaten zunächst systematisch beim Unternehmen ab. Bei der Druckerei optiplan GmbH zeigte sich schnell: Die Wärmeversorgung ist bereits gut gelöst mit Fernwärme, aber beim Strom gäbe es Potenzial für Photovoltaik. Doch das Unternehmen ist nicht Eigentümer der Gebäude. 

Komplexe Dachstrukturen erfordern eine präzise Simulation 

Deshalb untersuchte das Team im zweiten Schritt das Photovoltaik-Potenzial des Stuttgarter Firmensitzes. Dieser besteht aus mehreren Gebäuden mit verschiedenen Vermietern. Zur Berechnung setzte die Gruppe spezielle Auslegungstools ein, die deutlich präziser sind als einfache Solarkataster. „Für größere Gebäude oder im städtischen Bereich mit vielen Verschattungen und komplexen Dachstrukturen braucht es eine detailliertere Planung“, betont Huschenhöfer. Unter anderem mussten die Dachfenster der klassischen Altbauten in Stuttgart-West herausgerechnet werden. Ein Dach schied wegen übermäßiger Verschattung und zu geringer Dachlast aus. 

Die Analyse ergab: Auf den Dächern lassen sich PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 50 kWp realisieren. Diese könnten jährlich etwa 40 bis 45 MWh Strom erzeugen. Damit hatte optiplan eine verlässliche Grundlage, um Photovoltaik konkret zu planen. 

Verschiedene Betreibermodelle im Vergleich 

Um dem Mittelständler Argumente für Verhandlungen mit den Vermietern an die Hand zu geben, untersuchte das Klima.Neutral.Digital-Team zwei mögliche Betreibermodelle und verglichen deren Wirtschaftlichkeit: 

  1. Der Gebäudeeigentümer investiert und betreibt die Anlage, der Mieter kauft den Strom. 
  2. Das Unternehmen investiert selbst und mietet das Dach. 

Auch rechtliche Aspekte wurden beleuchtet. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Mieterstrommodelle wurden zuletzt vereinfacht”, erklärt der Experte. Zudem gibt es Dienstleister, die die Abrechnung übernehmen. 

Ziel war es, dem Unternehmen verschiedene Varianten inklusive detaillierter Berechnungen darzulegen. Auf dieser Grundlage kann der Mittelständler in Verhandlungen mit seinen Vermietern treten. 

Fazit: Maßgeschneiderte Lösungen für den Mittelstand 

Das Projekt zeigt exemplarisch, wie kleine und mittlere Unternehmen von der Expertise des Mittelstand-Digital Zentrums Klima.Neutral.Digital profitieren. Durch die ganzheitliche Betrachtung und maßgeschneiderte Lösungsansätze lassen sich auch in komplexen Situationen Wege zur nachhaltigen Energieversorgung finden. 

Haben Sie Fragen zum Projekt oder möchten Sie selbst ein Digitalisierungsprojekt starten? Dann schreiben Sie uns! 

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